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Dalmatiner von House Illyria

Selektive Zucht bei Hunden – Chancen, Risiken und Verantwortung

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Alle heutigen Hunderassen sind das Ergebnis selektiver Zucht. Über viele Generationen haben Züchter gezielt Elterntiere ausgewählt, um bestimmte Eigenschaften zu verstärken: Körperbau, Fellfarbe, Arbeitsverhalten oder Temperament.

Das hat zu einer großen Vielfalt an Rassen geführt – vom winzigen Chihuahua bis zur imposanten Dogge. Gleichzeitig ähneln sich Hunde innerhalb einer Rasse oft sehr stark, unterscheiden sich aber deutlich von anderen Rassen.

Doch: Selektive Zucht hat nicht nur Vorteile. Wenn die Auswahl zu eng geführt wird, kann das die genetische Vielfalt einer Rasse einschränken – mit Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Hunde.

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Was bedeutet selektive Zucht?

Selektive Zucht bedeutet, dass Menschen bewusst entscheiden, welche Tiere sich fortpflanzen dürfen, basierend auf gewünschten Merkmalen.
   •    Ziele: Einheitliches Erscheinungsbild, gewünschte Fähigkeiten (z. B. Hüteverhalten, Jagdtrieb, Familienfreundlichkeit).
   •    Nebenwirkungen: Eingeschränkte genetische Vielfalt, mögliche Häufung von Erbkrankheiten.

➡️ Kurz gesagt: Selektion macht Rassen erkennbar, kann aber auch Risiken für ihre Gesundheit verstärken.

Genetische Vielfalt – das Fundament der Fitness

In der natürlichen Selektion gilt: Populationen mit größerer genetischer Vielfalt sind anpassungsfähiger und widerstandsfähiger. Sie besitzen mehr genetische „Werkzeuge“, um Krankheiten, Umweltveränderungen oder Stress zu überstehen.
   •    Hohe Vielfalt = hohe genetische Fitness
   •    robustes Immunsystem
   •    geringeres Risiko für Erbkrankheiten
   •    bessere Anpassungsfähigkeit
   •    Niedrige Vielfalt = eingeschränkte Fitness
   •    mehr Erbkrankheiten
   •    geringere Fruchtbarkeit
   •    weniger Widerstandskraft

👉 Auch in der Hundezucht gilt: Genetische Vielfalt ist der Schlüssel für langfristige Gesundheit und Vitalität.

Gekoppelte Gene – unsichtbare Zusammenhänge

Gene liegen in einer festen Reihenfolge auf den Chromosomen. Gene, die nah beieinander liegen, werden oft gemeinsam vererbt („Linkage“).

Das bedeutet:
   •    Wer ein Merkmal (z. B. Fellfarbe) selektiert,
   •    … kann unbewusst auch ein ganz anderes Merkmal mitverbreiten (z. B. Krankheitsneigung).

Deshalb reicht es nicht, nur einzelne Gene im Blick zu haben – Züchter müssen Zusammenhänge im Genom berücksichtigen.

Träger von Erbkrankheiten – ausschließen oder integrieren?

Ein Hund kann Träger einer Erbkrankheit sein, ohne selbst zu erkranken. Wird er mit einem genetisch „freien“ Hund verpaart, entstehen gesunde Nachkommen.
   •    Alle Träger auszuschließen:
   •    reduziert die Vielfalt dramatisch
   •    fördert andere Probleme
   •    Bessere Strategie:
   •    Träger gezielt mit freien Hunden verpaaren
   •    Risiko kontrollieren, Vielfalt bewahren

Balance zwischen Gesundheit und Rassemerkmalen

Rassen wurden oft auf extreme Merkmale hin gezüchtet: kurze Köpfe (Brachyzephalie), lange Rücken, bestimmte Farben.
Diese Merkmale können jedoch gesundheitliche Nachteile haben: Atemnot, Bandscheibenprobleme, Taubheit.

👉 Das Ziel verantwortungsvoller Zucht ist eine gesunde Balance: Hunde, die rassetypisch aussehen, aber ohne gesundheitliche Einschränkungen leben können.

Fazit

Selektive Zucht ist die Grundlage aller Hunderassen – ohne sie gäbe es die Vielfalt nicht.
Doch: Zu enge Selektion schadet der genetischen Gesundheit.

✅ Die Verantwortung liegt bei den Züchtern: Vielfalt bewahren, Gesundheit fördern und trotzdem die typischen Rassemerkmale erhalten.

Quellen & Weiterführende Literatur
  1. Bannasch, D., Famula, T., Donner, J., Anderson, H., Honkanen, L., Batcher, K., Safra, N., Thomasy, S., & Rebhun, R. (2021). The effect of inbreeding, body size and morphology on health in dog breeds. Canine Medicine and Genetics, 8(1), Article 12. https://doi.org/10.1186/s40575-021-00111-4

  2. Dreger, D. L., & Schmutz, S. M. (2011). A SINE insertion causes the black-and-tan and saddle tan phenotypes in domestic dogs. Journal of Heredity, 102(3), 324–330. https://doi.org/10.1093/jhered/esr042

  3. Leroy, G. (2011). Genetic diversity, inbreeding and breeding practices in dogs: Results from pedigree analyses. The Veterinary Journal, 189(2), 177–182. https://doi.org/10.1016/j.tvjl.2011.06.016

  4. UC Davis Veterinary Genetics Laboratory. (n.d.). Veterinary Genetics Laboratory. University of California, Davis. https://vgl.ucdavis.edu/ 

  5. Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). (n.d.). Zuchtordnungen & Empfehlungen. https://www.vdh.de/welpen

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