LUA & HUA im Vergleich
Alle reinrassigen Dalmatiner sind von Natur aus HUA (High Uric Acid) – das heißt, sie können Harnsäure nicht effizient über die Nieren ausscheiden. Dieser Zustand ist durch eine historische Genmutation im gesamten Bestand verankert. Durch gezielte Zucht – ausgehend von einem Backcross-Projekt, das die gesunde Genvariante (SLC2A9) wieder eingeführt hat – gibt es heute auch LUA-Dalmatiner (Low Uric Acid).
LUA- und HUA-Dalmatiner unterscheiden sich äußerlich und charakterlich nicht, doch der genetische Unterschied hat wichtige Auswirkungen auf Gesundheit und Zuchtplanung. Wer diesen Erbgang versteht, kann fundierte Entscheidungen treffen, die das langfristige Wohl der Hunde fördern, ohne das typische Wesen der Rasse zu verändern.
SLC2A9-Gen und Harnsäure
LUA-Dalmatiner besitzen eine funktionierende Variante des SLC2A9-Gens, das für den Transport von Harnsäure in den Nieren verantwortlich ist. Dadurch kann Harnsäure effizient ausgeschieden werden, was das Risiko für Harnsteine deutlich reduziert. Besonders in der Gesundheitsvorsorge ist dies ein Vorteil: LUA-Hunde benötigen keine purinarme Spezialdiäten oder tierärztliche Überwachung im Zusammenhang mit Harnsäureproblemen. Sie unterscheiden sich äußerlich und im Verhalten nicht von traditionellen Dalmatinern – bringen aber ein geringeres gesundheitliches Risiko mit sich.
Dennoch gilt:
Auch HUA-Dalmatiner können lange, gesunde und aktive Leben führen. Mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr, einer ausgewogenen (purinbewussten) Ernährung und informierter tierärztlicher Betreuung entwickeln viele HUA-Hunde nie harnsäurebedingte Beschwerden. Männliche HUA-Hunde verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit, da sie anatomisch anfälliger für Harnröhrenverstopfungen sind und gegebenenfalls intensiver überwacht werden sollten.
Das Backcross-Projekt
Die Entstehung der LUA-Dalmatiner begann in den 1970er Jahren, als der Genetiker Dr. Robert Schaible eine rezessive Mutation im SLC2A9-Gen entdeckte, die bei allen damaligen Dalmatinern fixiert war und erhöhte Harnsäurewerte verursachte. Um dieses Gesundheitsproblem zu korrigieren, kreuzte er gezielt einen Pointer ein und züchtete anschließend über mehrere Generationen konsequent zurück auf reinrassige Dalmatiner – mit dem Ziel, das klassische Erscheinungsbild und Wesen der Rasse zu bewahren.
Dank sorgfältiger Zuchtauswahl und genetischer Tests wurden die LUA-Dalmatiner 2012 offiziell von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt. Heute verbreiten sich LUA-Linien zunehmend auch in Europa und bieten neue Möglichkeiten, die Gesundheit der Rasse gezielt zu verbessern.
Genetik verstehen
Der Unterschied zwischen LUA und HUA beruht auf dem SLC2A9-Gen, das für den Harnsäuretransport in den Nieren zuständig ist.
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HUA-Dalmatiner sind homozygot für eine rezessive Mutation (hu/hu) – beide Genkopien sind betroffen. Dies führt zu erhöhten Harnsäurewerten und einem erhöhten Risiko für Harnsteine.
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LUA-Dalmatiner tragen mindestens eine Kopie des dominanten, gesunden Allels (N). Sowohl heterozygote (N/hu) als auch homozygote (N/N) Hunde weisen einen normalen Harnsäurestoffwechsel auf.
Genotypen im Überblick:
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N/N (LUA) – Zwei gesunde (dominant) Allele; alle Nachkommen erben mindestens ein LUA-Gen.
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N/hu (Träger) – Eine gesunde (dominant) und eine mutierte (recessive) Kopie; phänotypisch LUA, kann jedoch HUA-Nachkommen zeugen, je nach Verpaarung.
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hu/hu (HUA) – Zwei mutierte (recessive) Kopien; zeigt den HUA-Phänotyp und kann von einer purinarmen Ernährung sowie gezielter Vorsorge profitieren
Dieses Erbmerkmal folgt den mendelschen Gesetzen: Das gesunde Allel ist dominant; nur Tiere mit zwei mutierten (recessive) Genkopien zeigen den HUA-Phänotyp. Dieses genetische Wissen erlaubt Züchtern durchdachte Verpaarungen, die sowohl der Gesundheit als auch der genetischen Vielfalt dienen.
Unterstützung des LUA-Projekts
Wir setzen uns für eine wissenschaftlich fundierte Zucht ein, die die langfristige Gesundheit und Nachhaltigkeit des Dalmatiners sichert. Auch wenn wir jeden unserer Hunde – ob LUA oder HUA – wertschätzen, sind wir überzeugt vom Potenzial, das LUA-Linien für die Zukunft der Rasse bieten.
Indem wir genetisches Wissen nutzen, Transparenz fördern und das Wohl unserer Hunde in den Mittelpunkt stellen, können wir verantwortungsbewusst in die Zukunft gehen – ohne das zu verlieren, was den Dalmatiner so einzigartig macht.

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Uric Acid Metabolism in Dalmatians – Bannasch, D.L. et al. (2008), American Journal of Veterinary Research
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2573870/ -
The Backcross Project & LUA Dalmatians – Dalmatian Club of America Foundation (DCAF)
https://dcaf.org/dalmatian-health/urinary-stones/lua-dalmatians/ -
Overview of Hyperuricosuria in Dalmatians – Universities Federation for Animal Welfare (UFAW)
https://www.ufaw.org.uk/dogs/dalmatian-hyperuricosuria -
Genetic Testing for Hyperuricosuria – UC Davis Veterinary Genetics Laboratory
https://vgl.ucdavis.edu/test/hyperuricosuria -
Recognition of LUA Dalmatians by FCI – WAFDAL Secretary Report, Rostock (2013)
https://wafdal.org/wp-content/uploads/2024/01/WAFDAL_Rostock-13_Secretary-Report.pdf -
Breed Health Innovation & the LUA Dalmatian – Kinship.cohttps://www.kinship.com/dog-health/lua-dalmatians